NeuerscheinungenBuchladenüber unsMit uns arbeiten?BeratungKontakt

Unternehmer


Wie kauft man unsere Bücher?

Hier beschriebene Neuerscheinungen sind eventuell schon ins Sortiment unseres Internet-Buchladens aufgenommen worden und können dann auch dort bestellt werden.

Wer Neuerscheinungen noch vor Einstellung in unseren Internetbuchladen bekommen möchte und wer warum auch immer lieber anders bestellen möchte, der kann uns seinen Wunsch über Telefon, ePost oder Brief mitteilen.

Tel.: 0 33 34 - 82 69 42

Fax: 0 33 34 - 82 69 43

ePost: psverlag@telta.de

Weitere Details nennt unsere Kontaktseite.

Wir arbeiten daran, Ihnen einen blitzschnellen Internet-Buchladen ohne potentiell gefährliche Scriptsprache zu erstellen. Um Sie nicht in Versuchung zu bringen, die Ausführung von aktiven Webseiten-Inhalten in Ihrem Browser zuzulassen, haben wir ja auch den Internetauftritt mit vertrauenswürdigerem und sauberem html-Code realisiert. Unser bisheriges System kommt ohne Javascript leider noch nicht aus. Als Notlösung für konsequente Ablehner aktiver Inhalte bieten wir ein einfaches zentrales Bestellformular an. Dort kann man zwar nicht wie in einem Shopsystem Einzel- und Endpreise, Transportkosten und Lieferfristen erfahren, aber wir erfahren wenigstens von Ihrem Interesse und können Ihnen ein verbindliches Angebot per ePost oder andere gewählte Antwortform zurücksenden.

Nicht überall, wo einer draufsteht, ist auch einer drin!

Personen

Adolf Merckle

Anfang 2009 nahm sich der Besitzer einer Konzerngruppe, zu der auch die Pharmafirma Ratiofarm gehörte, das Leben. Er warf sich vor einen Zug und musste per DNA-Probe identifiziert werden. Einen wirklich schönen Tod gibt es vielleicht gar nicht, aber man muss wohl schon sehr hart mit sich ins Gericht gehen, um sich derart zu verstümmeln, dass Angehörige einen nicht mehr erkennen.

PS VERLAG StartseiteArtikelverzeichnisAbsatz hoch

Dem tragischen Todesfall Merckle ging ein tragischer Fall des Firmenimperiums voran. Der Chef hatte sich im Oktober 2008 mit VW-Aktien an der Börse verspekuliert, also vermutlich auf Steigen der Werte gewettet. Mit solchen Wetten kann man - bei großem Einsatz - den Wert von Aktion nach oben manipulieren. Im Jahr 2008 gab es jedoch auch genug Leute, die auf Fall von Aktien gewettet hatten und im Zusammenhang mit betrügerischen Immobilienwettpaketen den Finanzmarkt selbst ins Trudeln brachten. Der totale Absturz konnte durch internationale Steuergeldverpfändung noch einmal über Silvester 2008 hinaus verzögert werden. Allerdings erzielte Adolf Merckle laut Wikipedia einen Verlust von 1 Mrd. Euro durch seine VW-Wetten. Der Verlust beschränkte sich nicht auf Privatgeld, sondern traf auch die Konzerne seiner Gruppe, so dass wegen fehlender rascher Kreditzusagen der Banken deren teilweiser Verkauf nötig wurde. Die Banken hatten gerade selbst Angst vor dem Blick in die eigene Buchhaltung (platzende Börsenwetten rissen gerade schwarze Löcher in die Banklandschaft) - da half Merckle auch schiere Größe und Bekanntheit nicht mehr weiter.

PS VERLAG StartseiteArtikelverzeichnisAbsatz hoch

Adolf Merckle wurde in Nachrufen als Mensch geschildert, der trotz Reichtum in seinem alten klapprigen Mercedes herumfuhr. Das klingt nach Bescheidenheit. Allerdings kann man die Sache auch anders auslegen. Ein Auto ist - erst recht bei Nobelmarken - nur dann klapprig, wenn man es an der nötigen Wartung mangeln lässt oder den Zeitpunkt verpasst, an dem eine Neuanschaffung günstiger als der Reparaturaufwand wird. Das mag auf den einen oder andereren Mercedes von 1960 immer noch nicht zutreffen. Möglicherweise hat Herr Merckle seine Sparsamkeit doch etwas übertrieben und wurde so schon sozial auffällig.

PS VERLAG StartseiteArtikelverzeichnisAbsatz hoch

Eine weitere Mitteilung in den Nachrufen bezog sich auf seinen Umgang mit Familienangehörigen. Den eigenen Sohn habe er für das schlechte Betriebsergebnis von Firma Ratiofarm kritisiert und als deren Betriebsleiter abgesetzt. Hier galten offenbar doch recht rauhe Sitten. Man hätte ja auch - wenn man es denn besser könnte - dem Sohn die väterliche Hilfe im Management anbieten können, um gemeinsam das Schiff, von dessen Erfolg ja die Familie Merckle lebte, wieder auf Kurs zu bringen. In richtigen Familien bei echter Not klappt das normalerweise mit der Zusammenarbeit von Vater und Sohn. Bei Spannungen und Bindungsstörungen kann das auch scheitern.

PS VERLAG StartseiteArtikelverzeichnisAbsatz hoch

Als eine dritte Komponente im Nachruf wurde erwähnt, dass Merckle den Freitod wegen des Verlustes seiner Handlungsfreiheit wählte. Hier rundet sich das Bild des studierten Juristen und Unternehmers ab. Welche Handlungsfreiheit war denn wirklich eingeschränkt? Die Verhandlungen zu Krediten und Firmenverkäufen liefen ja noch und sind kurz nach dem Selbstmord offenbar sogar weiter vorangekommen. Vermutlich hat er lediglich die Einsicht gewonnen, dass er seinen Verlust tatsächlich irgendwie aus eigener Tasche bezahlen muss, weil er kein staatliches Rettungspaket vom Steuerzahler zum Ausgleich seiner Wettschulden bekam. Der Verlust macht ihn bei 30 Mrd. Jahresumsatz zwar noch lange nicht zum ALG-2-Empfänger, denn auch nach Ratiofarm-Verkauf blieben noch recht große Brocken wie die HeidelbergCement AG übrig und die Kerngeschäfte der Firmen (ohne Spekulation an der Börse) liefen ja ordentlich weiter. Adolf Merckle konnte also zwar den Sohn feuern, nicht aber einen Verlust von Eigenkapital vertragen, selbst wenn dieser weit entfernt von wirklicher Existenzbedrohung war. Das ist ungewöhnlich für echte Unternehmer, denn wo gehobelt wird, fallen Späne und nicht nur Bauern müssen immer auch mal mit Kapriolen von Markt und Wetter rechnen. Dafür hat man ja seine Reserven, die Adolf Merckle aber dringender für VW-Wettgeschäfte benötigte. Das war ein kleiner Fehler. Die persönliche - völlig überzogene - Bankrotterklärung wiegt weitaus schwerer für einen per Bundesverdienstkreuz geehrten Wirtschaftskapitän.

PS VERLAG StartseiteArtikelverzeichnisAbsatz hoch

Und es zeigt auch, welcher Religion dieser Mann tief in seinem Herzen fröhnte. Er klebte geradezu am Geld, am Kontostand und an sicher geglaubten Wettgewinnen. Sein Ruf schien nach eigener Ansicht vor allem von der eigenen Liquidität abzuhängen. Und nun konnte er seine Börsen-Spielschulden nicht auf Anhieb bezahlen, sondern musste wie ein ganz normaler Bürger mit den Banken um Fristen und Umschuldungen feilschen. Ein einziger Rückschlag warf ihn also aus der Bahn, da er mit eigenem Handeln offenbar den familiären Rückhalt auch nie besonders angestrebt hat. Eben noch flog der Sohn wegen zu geringem Gewinn aus der Firma, und nun hatte der über jede Kritik erhabene Papa also plötzlich Zahlungsschwierigkeiten? Dieser ungewohnte Makel war ihm offenbar zur Eigenbewertung wichtiger als sämtliche bisherigen Leistungen, Beziehungen, Freundschaften und sogar die Familie. Tausende kleinerer Firmen kennen erheblich größere und existenziellere Sorgen, wenn wichtige Kunden Insolvenz anmelden, Aufträge wegbrechen und weder Personal noch Lieferanten pünktlich bezahlt werden können. Aber sie geben deshalb noch lange nicht auf, sondern beißen sich durch! Gerade wenn es Probleme gibt, zeigt sich, wer etwas unternimmt und wer nicht. Dabei geht es noch nicht einmal um einen glücklichen Ausgang dieser Selbstrettungsversuche, sondern um das typische Handeln eines Unternehmers selbst. Mit einem Suizid stiehlt man sich jedoch nur aus der Verantwortung.

PS VERLAG StartseiteArtikelverzeichnisAbsatz hoch

Zusammenfassen wage ich die Behauptung, dass ein richtiger Unternehmer anders gehandelt hätte. So ein Mensch benötigt eine stabile runde Persönlichkeit, in der keine wesentliche Charaktereigenschaft auffallend über- oder unterentwickelt ist. Die soziale Kompetenz hilft ihm bei der Mitarbeiterführung ebenso wie beim Weben sozialer Netze, die auch Belastungstests in Krisen aushalten. Und ganz wichtig: Ein Unternehmer hat auch verinnerlicht, wie wichtig die Familie in seinem Leben ist und welche unverzichtbare Rolle der familiäre Rückhalt in schweren Zeiten spielen kann. Adolf Merckle scheint mir dagegen eher ein selbstverliebter Neureicher gewesen zu sein, der zwar eine Weile auf einer Welle (durchaus aktiv erarbeiteten) finanziellen Erfolges mitschwimmen konnte, der aber sich selbst nur über den Kontostand definierte und bei kleinen Fehlern und rauher See sofort den eigenen Bezugspunkt in seiner Welt verlor und unterging. Seine Religion war nicht stark genug. Er hing am Mammonkult und ahnte nicht, wie treulos das goldene Kalb sein kann. Ein an edleren Werten hängender Mensch hätte selbst bei Totalverlust von Haus und Hof die Ärmel hochgekrempelt und mit seiner Familie eine neue Existenz aufgebaut. Dazu überlegt man dann, welchen Nutzen man seinen Mitmenschen noch bieten kann. Das haben nach 1945 Millionen deutscher Kriegsflüchtlinge geschafft - und mit milliardenschweren Konzernen, laufenden Einnahmen und einem heilen Wirtschaftsumfeld im Rücken sollte das auch einem Adolf Merckle zumutbar gewesen sein. Ihn brachte nur seine eigene Gier, sein Götzenkult des lieben Geldes um. Er glaubte fest an sein Recht auf arbeitsfreies Einkommen aus Kapitalanlagen, Spekulationen, harter Personalpolitik. Damit hat er wie viele andere vor und nach ihm auf sehr losen Sand gebaut. Weil er das goldene Kalb nicht rechtzeitig loslassen konnte, riss es ihn in den Tod.

PS VERLAG StartseiteArtikelverzeichnisAbsatz hoch

Was hätte Adolf Merckle aber ganz ohne Kapital der Gesellschaft für Leistungen anbieten können? Wenigstens Rechtsberatung oder Existenzgründer-Coaching? Das Betreuen seiner Enkel? Den Garten gestalten oder seinen verdienten Ruhestand durch Übergabe der vollen Kompetenz an die Familienangehörigen genießen? Gründen neuer Firmen mit oder ohne Fremdbeteiligung? Seine abschließende Antwort hieß offensichtlich: Nein. Er hat nichts weiter unternehmen wollen. Gar nichts mehr. Und so wie ihm ergeht es vielen Bürgern, die auf die Versuchung hereinfallen, dass man mit Zinswirtschaft im Herzen glücklich werden könne. Das geht leider regelmäßig in die Hose.

Peter Spangenberg

PS VERLAG StartseiteArtikelverzeichnisAbsatz hoch

zur StartseitePS VERLAG      nach obenSeitenanfang

zurück