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Südossetien 2008


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Der Kaukasus brennt wieder

Die Meldungen vom August 2008

Einleitung

Über Nacht 18 Stunden georgischer Bombenhagel auf südossetische Stadt, russischer Gegenangriff und Präsenz russischer Marine vor Hafenstadt Poti, überschäumende Nachrichtenmeldungen geringen Wahrheitsgehalts - und natürlich liefern Russen und Amerikaner laut Selbstdarstellung eigentlich nur Hilfspakete an die vom erklärten Feind geschädigten Opfer aus. Wem kann man glauben? Was geschah am wahrscheinlichsten? Und warum weicht das mitunter so heftig von den Pressemeldungen ab? Wir gehen der Sache nach und lernen daraus gleich noch etwas über Medienkompetenz und über den Krieg als noch schmutzigeres Geschäft als das Verhökern der sogenannten Wahrheit.

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Die russischen Medien

Russische Bürger wissen aus den Abendnachrichten ungefähr von folgenden Vorgängen:

Der georgische Staatschef Sakaschwili hat mit Unterstützung der NATO 18 Stunden lang die von russischen Blauhelm-Friedenstruppen kontrollierte Stadt Zchinwali beschießen lassen. Artillerie und Luftwaffe sollen eine furchtbare Verwüstung angestellt haben. Die Stadt liege praktisch komplett in Trümmern. Die von der NATO in Jugoslawien bewirkten Zerstörungen seinen vergleichsweise harmlos.

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Was machen russische Truppen in Georgien? Sie wurden von der GUS - einem NATO-ähnlichen Staatenbund - beauftragt, den schwelenden Nationalitätenkonflikt zwischen Abchasen und Georgiern sowie Südosseten und Georgiern im an Russland angrenzenden Gebiet dieser um Autonomie ringenden Völkchen einzudämmen. Das scheint jahrelang auch funktioniert zu haben. Russland hat sofort einen Gegenschlag angedroht, als die ersten Bomben in Südossetien niedergingen.

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Russland verteidigt laut Selbstdarstellung dabei nicht nur die eigenen Friedenstruppen mit zusätzlich eingesetzten Armeen, sondern rettet das kleine Volk der Südosseten vor dem Genozid. Wobei der Angriff auf Friedenstruppen irgendwie auch in EU-Ländern als verpönt gelten dürfte. Wenn die NATO dem Kosovo durch Anerkennung und Friedenstruppen zur Autonomie verhelfen darf, dann haben die Südosseten nach russischer Auslegung von Präzedenzfällen auch ein gleiches Recht, aus der von Stalin willkürlich gezogenen Grenzline Georgiens hinüber zum heute zur Russischen Föderation gehörenden Nordossetien überzulaufen und dabei die Stammesheimat gleich mitzunehmen.

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Die russischen Bürger bekamen im Fernsehen erbeutete NATO-Waffen zu sehen, auch deutsche Fabrikate. Und es wird gemutmaßt, dass ein so kleines Land wie Georgien 18 Stunden Bombenhagel auf abtrünnige Provinzen nicht aus der Portokasse zahlen kann, sondern dazu potente internationale Finanzierer des Feuerwerks im Kaukasus benötigt. Die Frage, wer das wohl gewesen sein mag, stellt sich so schon gar nicht mehr. Seit dem faschistischen Angriff auf Coventry sind solche Stadtschleifungen ja Kriegsverbrechen - obwohl ich mir bei den Bombennächten von Dresden da für die deutsche öffentliche Meinung nicht mehr ganz so sicher bin. Russland orientiert sich offensichtlich eher an der Coventry-Logik und zeigt jedenfalls zum Ende der Berichterstattung stolz seine Kriegsschiffe vor Ort und die Kolonnen der siegreichen Panzerarmeen, berichtet von versenkten georgischen Kriegsschiffen und geschlagenen Angreifern. Dazu bringt das russische Fernsehen Zeugenaussagen russischer Soldaten, welche vom moralisch unsicheren georgischen Soldaten berichten, der zwar auf Befehl brav angreift, aber sofort der russischen Antwort ausweicht - also vom eigenen Auftrag wenig überzeugt ist. Dann kommen Bilder von Stalinorgeln oder ähnlicher Artillerie bei Nacht, die den Beschuss Zchinwalis durch Georgien beweisen sollen. Und dann werden gewaltige russische Kriegsschiffe mit Details zur Bewaffnung in einer Art Werbeclip vorgestellt. Abschließend kommen noch Bilder vom Ausladen humanitärer Hilfsgüter von Bord russischer Schiffe und fertig ist die staatstragende Überzeugung braver russischer Bürger. Zu dick aufgetragen?

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Von diesem Weltbild gar nicht so fern liegen die von mir angesprochenen heute in Deutschland wohnenden Russen, Ukrainer und Weißrussen. Selbst die zurückgesiedelten Russlanddeutschen vertreten - mit oder ohne Empfang russischer Medien hier bei uns - eine ähnliche Meinung.

Die deutschen Medien

Wer heute die Zeitung liest, erinnert sich voller Rührung oder Bange an die Darstellung der Weltereignisse durch DDR-Medien bis Oktober 1989. Der kundige Leser kann seine Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, wieder voll aktivieren bzw. sollte dies langsam wieder befördern. Wie unter Zwang scheint die Presselandschaft wieder einig Partei für das arme Georgien zu ergreifen, welches die Knute russischer Besatzung in Teilen des offiziellen Staatsgebietes endlich gegen das süße Leben unter amerikanischem Protektorat eintauschen wollte und dabei leider ein wenig gegen die im Westen üblichen guten Sitten gegenüber dem eigenen Staatsvolk verstieß und damit die Verurteilung der russischen Agression so sehr erschwerte.

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Liest man noch deutlich bis über die Überschrift und die Einleitung hinaus, dann werden der felsenfesten Überzeugung, Sakaschwili stehe für Demokratie und nationale Selbstbestimmung, doch in endloser Kette eigenartige Fakten nachgeliefert, die den Leser zu allen möglichen Annahmen, nur nicht zur Unterstützung der offiziellen Parteinahme bewegen können.

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Ich lasse einmal die potentiell antiamerikanischen rechten und linken Blätter beiseite und zupfe mir nun eine Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 29. August 2008 hervor. Die Titelseite wehklagt: »Russland verspottet die Europäer.« In selbem Artikel wird allerdings auch der Vergleich von Kosovo und Südossetien in Bezug auf Autonomierechte und deren Anerkennung durch Nachbarstaaten angesprochen - wenn auch nicht bis zur möglicherweise bitteren Konsequenz für die jüngsten Ereignisse in Südossetien zuendegedacht.

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Angeführt wird lediglich, dass China und weitere zentralasiatische Länder dem Westen zustimmten, Südossetien eben diese nationale Selbstbestimmung zu verweigern, um die staatliche Souveränität eines bestehenden Staatsgebietes ja nicht zu gefährden. Bei China durchzuckt es den einen oder anderen Leser nun, dass auch die Tibetfrage oder Taiwans Unabhängigkeitsstreben hier eine Rolle spielen dürfte. Doch wenn es ins Konzept passt, lässt der Westen eben Fünfe gerade sein.

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Es wird noch die georgische Außenministerin mit ihrem Vorwurf zitiert, dass in Südossetien die georgische Bevölkerung ethnischen Säuberungen zum Opfer falle. Wie glaubhaft die Angaben der georgischen Regierung sind, erläutert ein weiterer Artikel auf Seite 9 mit der Überschrift: »Frieden an der Heimatfront«. Hier erfahren die Leser, dass schon die letzten georgischen Wahlen mit einer verlogenen Propagandaaktion der Regierung garniert wurden. Laut Darstellung von Sakaschwilis Leuten seien in Abchasien zwei Busse voll mit georgischen Wähler von abtrünnigen Heckenschützen angegriffen worden. Später, so die SZ, hätte sich der Vorfall als inszeniert herausgestellt. Es wird weiter erwähnt, dass Sakaschwili für eine brutale Niederschlagung von Massenprotesten der Opposition verantwortlich war.

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professionelle Volksverdummung im Staatsauftrag

Dem Ganzen setzt allerdings der Artikel auf Seite 3 mit der Überschrift »Die Strategen der Wortschlacht« erst die Krone auf. Hier wird den Lesern erklärt, dass sowohl die russische als auch die georgische Seite professionelle Werbeagenturen mit der PR ihrer Außenpolitik beauftragt haben. Und dafür waren keine Inlands-Nachwuchskader gefragt. Die Aufträge der beiden ungleichen Gegner (Georgien und Russland) gingen beide an einschlägig kampferprobte Korrektoren der öffentlichen Meinung.

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Die von Sakaschwili gewählte Propagandamaschine hat sich laut SZ bereits damit verdient gemacht, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel in der öffentlichen Meinung zu verharmlosen, für McDonald's das Image während der BSE-Krise aufzupolieren sowie den Öl-Schandfleck von Shells Bohr-Plattform Brent Spar abzuwaschen. Und der russisch-georgische Krieg um Südossetien soll ein neuer Glanzpunkt in der Kariere werden. Georgien bezahlt laut SZ-Artikel übrigens seine Brüsseler AgitProp-Künstler deutlich besser, als die EU dieses Brüsseler Büro »aspect consulting« gewöhnlich entlohnt. Das relativiert sich etwas, wenn man bedenkt, wie kräftig die Ziele der Desinformation in was für einer kurzen Zeit verschaukelt werden sollen. Die EU geht solche Propaganda-Feldzüge vermutlich weitaus langfristiger an. Welche Referenzen die andere Brüsseler Agentur den Russen für den Auftragserhalt vorlegte, stand leider nicht im selben Artikel. Aber vielleicht kann man das ja ermitteln. Russlands Agentur heißt Gplus europe, eine Tochter vom New Yorker PR-Konzern Ketchum. Solche Firmen findet man gewöhnlich eher im Internet als Lieschen Meiers Gemüseladen. Und zwar nicht nur in der Selbstdarstellung. Ja, ein wenig Arbeit soll man dem Informationssuchenden ruhig noch übriglassen, nicht wahr?

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Um das noch einmal deutlich klarzustellen - diese Informationen zog ich lediglich aus einer einzigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, aus drei Artikeln, welche ich oberflächlich als deutlich antirussisch einstufen würde. Doch ob die Redakteure dort tatsächlich so stramm zu ihren Überschriften stehen oder bereits Pluspunkte für den Fall eines Regimewechsels sammeln wollten, wer weiß das schon so genau?

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Auch die Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit fand ich ähnlich gestrickt und vordergründig antirussisch. Der kalte Krieg in seiner neuesten heißen Phase?

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Im deutschen Fernsehen sah ich natürlich US-Kriegsschiffe beim Ausladen von humanitären Hilfsgütern, hörte vom drohenden Genozid, welcher den armen Georgiern im rebellischen Südossetien droht und nahm zur Kenntnis, dass Russland vor Kurzem Teile Georgiens widerrechtlich annektiert habe, um sich wegen des an den russischen Grenzen entstandenen Raketenabwehrschild des Westens gegen (laut früherer Begründung: iranische) Atomwaffen zu rächen und das Gebiet langfristig dem eigenen Reich einzuverleiben. Wie in Russland war die bildreiche Fernsehberichterstattung geradezu auf einem Auge blind. Man zeigte nur, was man zeigen wollte. Offensichtlich ist in Deutschland die Pressefreiheit in Verbindung mit laufenden Bildern besonders stark zurückgestutzt worden.

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Schlussfolgerung

Das Motto einer Ausstellung X für U im historischen Museum in Berlin, Unter den Linden, wahrscheinlich im Jahr 2003 oder 2004, war: Die Wahrheit stirbt in jedem Krieg zuerst. Wie zum Beweis hat die Süddeutsche Zeitung in der zitierten Ausgabe auf Seite 3 eingestanden, dass die PR Agenturen schon vor dem Krieg beauftragt wurden. Wie vorausschauend, nicht wahr? Nur, dass sich die Hoffnung Sakaschwilis nicht erfüllte, dass die eigene Propagandamaschine den US-Senat rechtzeitig vor einer militärischen Niederlage gegen Russland zum Kriegseintritt in Georgien bewegen könnte. So verlor Georgien mit Pauken und Trompeten einen Stellvertreterkrieg, den es aus Größenwahn der Führung und aus reiner (aber fehlerhafter) Berechnung vom Zaun gebrochen hatte. Und die PR ging zwar siegreich über alle Sender des Westens, in den Augen und Ohren der Bürger Deutschlands entstand jedoch ein eher jämmerliches Bild vom brutalen Versager Sakaschwili. Er wurde mehr oder weniger offen selbst von Jounalisten und Politikern eine tragische Figur genannt.

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Um so besser stehen seine Chancen, eines Tages mit Koffern voller Bargeld bei uns politisches Asyl zu bekommen. Da wäre er nicht der Erste. Und ich bin bestimmt nicht der Letzte, der sich seine Meinung nicht mehr so gutgläubig aus dem ersten besten Medienspektakel übernimmt. Natürlich weiß man auch bei russischen Medien nicht, ob die nächtlichen Artillerievideos nicht schon aus Belgrad oder Bagdad stammen. Weder bei US-Fregatten noch bei russischen Pendants kann der Zuschauer mit Sicherheit Ort und Datum der Aufnahmen - und schon gar nicht den Inhalt der abgeladenen Kisten wissen. Wir sind den Bildunterschriften und Kommentaren der Sender beinahe hilflos ausgeliefert - wenn wir uns nicht eine ausgewogene Komposition der Quellen angewöhnen. Fremdsprachkenntnisse und Zugang zum Internet sind ein Schritt in der richtigen Richtung. Abbestellen auffällig desinformierender Medien und TV-Streik belohnen den Bürger gleich noch durch frei werdende Zeit, bei konsequenter Medienverweigerung wird auch das fast immer knappe Budget der Familie entlastet. Und der Hirnforscher Prof. Spitzer sagt unseren TV-entwöhnten Kindern beste Schulnoten und Jobs voraus. Worauf warten? Die Zeit läuft. Was außer Betrug und Verwirrung verpasst man schon? Es wird sich ein neues Medium finden - oder die Zukunft wird eine Weile medienfrei auskommen. Man kann viele Leute kurzzeitig oder einige Leute ewig, aber niemals alle Leute dauerhaft belügen. Wir werden ja sehen, wer eine andere Meinung darüber riskiert!

Peter Spangenberg

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